„Erst wenn die Ebbe kommt, sieht man, wer keine Badehose anhat“. Wie wahr dieses berühmte Zitat des Börsen-Gurus Warren Buffett ist, belegt aktuell eindrucksvoll die neuerliche Welle genossenschaftlicher Fusionen.
Denn derzeit entdecken immer mehr Vorstände die Fusion als goldenen Ausweg aus der Misere von zunehmender Regulierung, Minuszinsen und Kundenschwund. Hinzu kommt die Angst, im allgemeinen Fusions-Getümmel links liegen zu bleiben - und bisweilen auch reines Machtstreben und Größenwahn. Aber Fusionen sind tückisch - sie legen das offen, was in guten Zeiten seltener zum Vorschein kommt: die Bereitschaft und Fähigkeit der Entscheider zum unternehmerischen Handeln. Das Lager der genossenschaftlichen Vorstände und Aufsichtsräte spaltet sich entzwei: dort diejenige, denen es reicht, Zeit zu gewinnen – und hier die, die ihr Institut als echter Gewinner in die Zukunft führen wollen.
Richtig ist: vielen Genossenschaftsbanken fehlt es einfach an Masse, um der Flut neuer Regulierungen, Marktveränderungen und der Digitalisierung Herr zu werden. Bei einer Bilanzsumme von wenigen Hundert Millionen Euro reichen ein gutes Geschäftsmodell und solides Wirtschaften schlicht nicht mehr aus – es bedarf mehr, zum Beispiel besonders profitabler Geschäfte, oder einer besonderen Hingabe aller Mitarbeiter für ein auskömmliches Ergebnis. Doch der Wettbewerb um die profitablen Geschäfte nimmt zu, und nicht ab. Wenn wichtige Nachfolgen zu regeln sind, zeigt sich oft, wie schwierig es bisweilen sein kann, Mitarbeiter zu finden, die willens und fähig sind, Verantwortung zu übernehmen. Auch größere Institute können von einem Zusammenschluss profitieren, zum Beispiel durch Synergien, die die Kostenbasis senken, oder wenn mehr Eigenkapital verfügbar ist, um auch größere Kunden zu bedienen.
Eine gut überlegte und gut durchgeführte Fusion kann hier Abhilfe schaffen. Mehr Masse (Bilanzsumme) zum Geldverdienen. Mehr Eigenkapital für größere und andere Geschäfte. Weniger Kosten für auskömmliches Wirtschaften. Einen größeren Mitarbeiterpool für Spezialisierung und Nachfolge für höhere Attraktivität am Arbeitsmarkt.